Sieben plus eins, das ist im gestarteten Schuljahr die Formel zu den Neuzugängen auf dem Sportinternat Münster. Denn vier Volleyballerinnen, gleich drei Fußballer plus ein Bundesfreiwilligendienstler haben ihre Zimmer im Trakt des Lettischen Centrums bezogen. Und gehen hier im etablierten Umfeld an den Start. Neugierig und motiviert.
In der gut vernetzten Volleyballszene spricht es sich seit Jahren zuverlässig herum, welche Möglichkeiten Münsters Netzwerk bietet. Auch das neue Quartett an Spielerinnen aus den Jahrgängen 2005 und 2006 hat lange vor Vertragsunterschrift vom Internat gehört, vom Bundesstützpunktteam VC Olympia Münster, von der NRW-Sportschule Pascal-Gymnasium.
Ein Duo aus dem VoR
Beim VoR Paderborn (Volleyball-Regionalkader Paderborn) sind Außenspielerin Greta Rakow und Libera Lara Schaefer aufgefallen und das so stark, dass sie Einladungen zu westdeutschen Kadermaßnahmen sowie solchen der deutschen U-16-Auswahl erhielten. Nachwuchsbundestrainer Jens Tietböhl brachte dem Duo gegenüber dann einmal die münsterische Perspektive näher. „Ich wollte das generell sowieso mal machen“, sagt Lara, die sich nach einer Probewoche entschied. „Ich mag es, viel zu trainieren und bin sehr zuversichtlich, den Sport und die Schule unter einen Hut zu bekommen.“
In der Oberliga sowie der 3. Liga hat sie für Paderborn gespielt und bleibt den heimischen Teams auch noch eine Saison lang treu – trainiert wird unter der Woche beim VCO unter Coach Justin Wolff und erst freitags daheim. Mitte 2022, so ist der grundsätzliche Plan auch für die anderen Neuzugänge, rückt sie ins Bundesstützpunktteam. Greta Rakow, die in Störmede bei Geseke im Kreis Soest heimisch ist, sprach bei Kadermaßnahmen öfter mal mit jenen Mädels, die vor ihr den Schritt nach Münster machten. „Als es dann konkreter wurde für mich, hab' ich auch eine Probewoche gebucht – und fand es voll toll hier!“ Die ehemalige Leichtathletin und Tennisspielerin kocht und liest gerne. „Ich hoffe, dass dafür auch demnächst noch Zeit bleibt.“
Trainingsaufwand verdreifacht
Paula Schröer, die von allen Freundinnen und Freunden nur „Pauli“ genannt wird, stammt aus Essen und spielt für den TV Gladbeck. Die 1,89m große Mittelblockerin bekam auch von Jens Tietböhl den Rat, sich doch mal in Münster umzuschauen. Gesagt, getan. „Meine Eltern freuen sich für mich, dass ich so eine Chance bekomme.“ Zumal sie Infos aus erster Hand erhielt, fiel ihr der Entschluss leicht: Mit Melissa Vasi lebt seit 2019 die Tochter ihres Trainers Ioan „Nico“ Vasi im Internat. „Die hab' ich natürlich gefragt.“ Da sich Paula für den Volleyball entschieden hat, kommt der Reitsport zu kurz – dabei saß sie früher erfolgreich und ambitioniert im Sattel.
Die Siegerländerin Line Otto kommt aus Burbach-Niederdresselndorf und spielte sich für den Verein Biedenkopf-Wetter Volleys (BWV) in den Fokus der Verbandstrainer. In der Oberliga daheim war sie als Mittelblockerin gefragt. In Münster soll sie zur Zuspielerin werden und sieht dem Positionswechsel auch aufgeregt entgegen. „Nachdem ich es geschafft habe, hier einen Platz zu bekommen, hab' ich keinen Druck mehr“, sagt sie. Der Trainingsumfang wird 14 bis 16 Stunden pro Woche betragen – mehr als das Dreifache des bisher erforderlichen Aufwands.
Zwei Defensivspieler für den SC Preußen
Ben Kronenberg aus Düsseldorf und Lenny Oliveira aus Luxemburg sind Juniorenfußballer in der U 17 des SC Preußen Münster, die Trainer Moritz Glasbrenner in der Nachwuchs-Bundesliga an den Start bringt. Da hält die erste B-Juniorenelf des Adlerclubs seit Jahren zuverlässig mit den Teams der Bundesligastandorte mit.
In Düsseldorf für die Fortuna, in Hilden und in Ratingen spielte Innenverteidiger Ben bereits und freut sich jetzt aufs erstklassige Niveau. „Das ist schon sehr hoch, das fordert einen wirklich. Aber genau das habe ich gesucht.“ Er sagt, dass er sich nicht nur auf dem Platz weiterentwickeln möchte. „Auch in der Schule und insgesamt!“
Defensivspieler Lenny hat in seinem Heimatland in der U 16 von Racing FC Union Luxemburg gespielt und zugleich in der Auswahl Luxemburgs trainiert – das läuft stets parallel im Großherzogtum, das an Belgien, Frankreich und Deutschland grenzt. Lenny stammt aus dem kleinen Niederpallen, einem Ortsteil der luxemburgischen Gemeinde Redingen. „Die Aussicht, in der Bundesliga West spielen zu können, hat mich sehr motiviert. Bei den Preußen haben wir eine richtig gute Mannschaft.“
Aus Kenia nach Münster
Den weitesten Weg hinter sich und zugleich die stärksten Beziehungen nach Münster hat Timon Tenambergen, der aus Nairobi/Kenia in die Unistadt kommt. Der Fußballer aus der Starfield Elite Academy hat väterlicherseits münsterische Wurzeln, denn Ernst-Dieter Tenambergen stammt aus dieser Stadt und hat hier als Arzt gearbeitet, bevor es für ihn in die Welt hinaus ging. In diversen Ländern hat er sich sozial engagiert.
Timon schließt sich der A-Juniorenmannschaft des 1. FC Gievenbeck an, die in der Westfalenliga ambitioniert am Start ist. Da er in Nairobi auf die deutsche Schule ging, hat er sprachlich schon einmal keinerlei Anpassungshürden zu überwinden. "Natürlich steht ich auch vor einem Kulturwechsel, aber dieser Aufgabe stelle ich mich gerne", sagt er.
Emil Meyer der nächste BFDler
Emil Meyer hat gerade sein Abi in Bielefeld gemacht und ist schon lange ein leidenschaftlicher Schachspieler, ohne dass er für einen Verein die Figuren gezogen hat. Der 18-Jährige („Ich wollte nicht direkt mit einem Studium starten.“) machte sich schlau und entdeckte die Chance, die der SK Münster 32 seit Jahren bietet – und eine Ausnahme in NRW darstellt. Den Bundesfreiwilligendienst (BFD) mit einem Jahr Internatsleben verknüpft haben zuvor bereits Elyse Habersetzer und Maximilian Wensing.
„Das hat mich direkt interessiert – ich mache damit auch den Schritt raus aus dem Elternhaus ganz bewusst“, sagt der früher für den VfL Theesen im Fußball aktive Emil. Der SK 32 setzt ihn im Jugendtraining ein sowie in diversen Schulen Münsters, wo Schach in Arbeitsgemeinschaften angeboten wird. Auch in Grundschulen geht das. „Dazu kommen noch ein paar organisatorische Dinge, die ich für den Verein erledigen muss. Ich bin gespannt.“ Einen ungefähren Plan für die Zeit ab 2022/23 hat Emil auch entworfen. „Ich überlege, ob ich Wirtschaftsmathematik studieren soll.“