Die große Herausforderung im professionellen Ligabetrieb brachte alle Volleyballerinnen des Bundestützpunktteams VC Olympia Münster (Foto: Michael Eyinck) persönlich weiter. Trainer Justin Wolff und sein Staff bewerten die beendete Spielzeit in der 2. Bundesliga Nord der Frauen und damit die Premiere des VCO auf diesem Niveau selbstredend nicht anhand von Resultaten und dem Abschlussklassement, sondern in mannschaftlichen wie individuellen Entwicklungschritten.
Dass der 20-köpfige Kader mit gleich elf Internatsbewohnerinnen die große Reise durch die halbe Republik als Liga-Schlusslicht beendete, ist auch Fakt. Dass ein mittelschwerer Corona-Ausbruch in den Monaten Februar und März das Aufgebot nachhaltig schwächte, leider auch. „Es gab glücklicherweise keinen einzigen schweren Verlauf“, sagt Wolff und lobt die große wie durchgehende Disziplin der Athletinnen in Sachen Vorsichtsmaßnahmen. „Da hat jede wirklich alles getan – das kann man nicht hoch genug bewerten.“
Lernprozess unter neuem Druck
Von 26 Partien wurden pandemiebedingt am Ende zwei nicht ausgetragen – die gegen den VfL Oythe und den ETV Hamburg. Nach ersten Absagen der Duelle fanden sich keine passenden Nachholtermine mehr. Von 24 ausgetragenen Begegnungen gewann der VCO vier, alle im ersten Halbjahr. 2022 gingen alle zehn Partien verloren.
„Man hofft ja immer darauf, dass eine so jung besetzte Mannschaft im Saisonverlauf zulegt“, so Wolff. „In normalen Zeiten wäre das auch möglich gewesen.“ Kaderschwächungen und Phasen des Wiedereinfindens nach den gebotenen Auszeiten aber schlugen durch. „Sicher sorgte auch die Serie der sieglosen Partien für Druck – damit umzugehen, gehört zum Lernprozess. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass alle für sich selbst durch diesen Prozess etwas gewinnen konnten.“
Zehn Monate ohne Spiele
Zu berücksichtigen ist, dass die VCO-Spielerinnen vor dem Start ins Liga-Abenteuer rund zehn Monate lang gar nicht gefordert waren in einem Ligabetrieb. 2020/21 war nach schnellem Abbruch der Drittligaspielzeit nur noch Training möglich. „Es war völlig richtig, den Start in der 2. Liga zu wagen. Ein Experiment war das nicht“, sagt Wolff überzeugt. „Wir konnten relativ sicher sein, dass in dieser Liga eher eine komplette Saison durchgezogen wird als in der 3. Liga.“
Und Matchpraxis war unbedingt erwünscht. Wolff setzte alle 20 Spielerinnen ein. „Ich sehe gerade bei denen, die uns nach dem Abitur verlassen, klare Fortschritte.“ Den positiven Gesamteindruck teilen auch Verband und Verantwortliche wie Christian Dünnes, Sportdirektor Volleyball, wie Wolff erfuhr. „Die genaue Saisonauswertung folgt noch, aber ich weiß, dass diese Saison für uns Hand und Fuß hatte.“
Maya Sendner wechselt in die Erste Liga und schließt sich dem VC Neuwied 77 an.
Rückkehr in die 3. Liga
Aus dem Kreis der VCO-Spielerinnen, die im Sportinternat leben, sind sieben Abgängerinnen zu verzeichnen, die mit dem auf dem Pascal-Gymnasium erreichten Abitur in der Tasche ihrer Wege gehen. Ammely Meis, Meret Singer, Maya Sendner, Lotte Kühn, Melissa Vasi, Hannah Hartmann und Nele Broszat werden neue Herausforderungen annehmen oder haben dies bereits getan – wie Mittelblockerin Maya Sendner, die zum VC Neuwied 77 in die 1. Bundesliga wechselt. Dort baut der kommende Headcoach Tigin Yaglioglu einen ganz neuen Kader auf. Auch VCO-Zuspielerin Carla Fuchs (einst BW Aasee) wechselt nach Rheinland-Pfalz.
Im „Sinne der Spielerinnen und nach langer Abwägung“ (so Wolff) hat der VCO Münster entschieden, für die kommende Spielzeit nicht erneut für die 2. Liga zu melden. „Wir gehen ganz bewusst wieder in der 3. Liga ins Rennen. Unser Kader ist auch zahlenmäßig nicht mehr so stark und wir wollen die Besten gezielt fördern, ohne sie in einer Meisterschaft zu überfordern.“
In das 14-köpfige Aufgebot rücken auch die Internatlerinnen aus dem Jahrgang 2006, die im Ligenbetrieb zuletzt für die Heimatvereine aktiv waren und nun zum Sprung ins Bundesstützpunktteam bereit sind.