Sie strahlte um die Wette mit den Mitspielerinnen und schien gar keinen Stress zu verspüren. Internatsbewohnerin Erika Kildau hat ganz plötzlich einen Sprung ins Rampenlicht gemacht und rückte beim Volleyball-Bundesligisten USC Münster in die verantwortungsvolle Rolle der Libera. Die 18-Jährige bekam Lob von allen Seiten. Abheben wird sie nicht deswegen. „Das war super, richtig cool“, sagt sie begeistert.
Unser Bild oben zeigt Erika Kildau (r.) an Seite von Linda Bock beim Heimspiel gegen Suhl
Im November rückte sie erstmals und noch ohne Einsatz ins Aufgebot der Unabhängigen, weil sich Nationalspielerin und Stamm-Libera Linda Bock eine Handverletzung zugezogen hatte und Erika als „Backup“ parat stehen sollte. Der Ausflug der Spielerin des VC Olympia Münster war nur der Anfang.
Personal-Rochade bringt Chance
Kadermitglied war die Sendenerin, die Mitte 2018 ins Internat zog und Schülerin des Pascal-Gymnasiums wurde, fortan. Im Sport ergibt sich dann schon mal die Chance, wenn andere Pech haben. Beim USC musste, als im Januar das Spiel in Stuttgart anstand, Leistungsträgerin Anika Brinkmann verletzt passen. Trainer Ralph Bergmann beorderte Linda Bock auf Brinkmanns Angriffsposition und warf ausgerechnet beim Souverän der Liga Erika ins kalte Wasser und auf die Libera-Position.
Das klappte auf Anhieb und wurde wiederholt . Am 30. Januar ließ die 1,59 m große Erika im Dress mit der Nummer 12 beim überraschenden 3:0 des USC über den VfB Suhl ihre Heimpremiere in der höchsten Spielklasse folgen. In Berg Fidel fehlten pandemiebedingt einmal mehr die Zuschauer, aber das dürfte die energische Libera kaum gestört haben. Je stärker sie gefordert war, desto mehr wuchs sie über sich hinaus.
Emotionalität als Stärke
„Ich kann in diesem Team so sein, wie ich bin“, sagte Erika nach dem Heimspieltriumph. „In der Mannschaft ist es richtig schön!“ Emotionalität und Kampfkraft bringt sie rein, ganz wie es ihrem Naturell entspricht. Und diese Eigenschaften tut dem USC gut, der eine schwere Saison bestreitet und Rückschläge wegstecken muss.
„Erika spielt schon wie eine Routinierte“, lobte Trainer Bergmann. „Die Mädels aus dem Bundesstützpunkt sind top ausgebildet, das muss man sagen. Da wird hervorragende Arbeit geleistet.“ Das Lob ging an VC-Olympia-Coach Justin Wolff und dessen Vorgänger Christian Wolf. Bergmann wertet: „Erika hat den Mut, die Sachen umzusetzen. Sie weiß genau, was zu tun ist auf dem Platz. Ihre Auftritte sind wirklich bemerkenswert.“
Mit Optimimus durch die schwere Phase
Ihre Karriere ist es auch – alleine eingedenk der Verletzungsgeschichte. Im Herbst 2018 war Erika in einem Jugendspiel des ASV Senden im Einsatz. Und verletzte sich folgenschwer: Kreuzband durch, Meniskus gerissen. Es folgten mehrere Eingriffe und eine langwierige Reha, ehe sie im Sommer 2020 endlich wieder ins VCO-Training durfte. Ohne Optimismus hält man eine solche Phase kaum durch.
Am „Pascal“ steht Erika vor dem Abi mit den Leistungskursen Deutsch und Mathe. Hat sie schon Pläne für die Zeit danach? „Ich weiß es noch nicht genau. Ein BWL-Studium könnte ich mir vorstellen. Und wenn ich in Münster weiterspielen könnte, wäre das schön.“ Beim USC jedenfalls hat sie eine eindrucksvolle Bewerbung vorgelegt – zumal der Club eine noch engere Bindung an den Bundesstützpunkt auf der Agenda und dessen Talente sehr wohl im Fokus hat.