An der Kerzenlichtatmosphäre alleine lang es nicht, dass vielen warm ums Herz wurde: Die Weihnachtsfeier der Ehemaligen des Sportinternats sorgte für ein großes und freudiges Wiedersehen an der Salzmannstraße. Die vom Leitungsteam eingeladene mehr als 30-köpfige Runde hatte jede Menge zu bequatschen.
Der Besuch kam aus den USA und diversen deutschen Städten – je nach dem, wohin es die einst hier heimischen jungen Asse nach dem Abi verschlagen hat. Bundesliga-Volleyballerinnen aus Hamburg, Dresden und Wiesbaden reisten ebenso an wie Fußballer aus dem Münsterland. Und nach Schluss ihrer Meisterschaftspartie gegen Potsdam auch etliche Volleyballerinnen des USC Münster, deren Erste inzwischen zu einem großen Teil von früheren Internatsbewohnerinnen getragen wird. Kapitänin Ines Bathen (24) verließ seinerzeit als Erste die Einrichtung, aktuelle Mitspielerinnen wie Irina Kemmsies und Julia Schaefer gingen erst im Sommer nach Beendigung der Schullaufbahn.
„Es ist total schön für uns zu sehen, was aus den Kids geworden ist und wie sie uns spüren lassen, dass das Internat ihr zweites Zuhause war“, empfand Internatsleiterin Ruth Funk (Foto oben) den Abend als intensiv. Wie ihre Teamkolleginnen und -kollegen war sie pausenlos in Gespräche verwickelt, brachte sich auf den neuesten Stand und erzählte von den aktuellen Entwicklungen der Einrichtung.
Das gut bestückte Buffet verdankte seine Vielseitigkeit dem Engagement aller. „Diesen Gäste ist es selbstverständlich, etwas mitzubringen und später auch anzupacken, wenn aufgeräumt werden muss.“ Ein Stück weit haben sie dieses verantwortliche Miteinander an diesem Ort gelernt. „Die ehemalige Gemeinschaft wird auch heute noch gelebt“, wertete Ruth Funk. „Die Betreuerinnen und Betreuer werden als dazugehörig empfunden. Jeder von uns hat mit jedem Ehemaligen eine eigene kleine Geschichte erlebt.“
Was aus wem wurde – ein paar Beispiele
Außenangreiferin Anna Hoya (22), im August von Bayer Leverkusen zu TV Aurubis Hamburg gewechselt, betreibt den Volleyballsport selbstredend professionell. Aber hierzulande reicht das den allermeisten Volleyballerinnen in der höchsten Klasse nicht als Perspektive. Anna studiert in Köln die Lehramtsfächer Pädagogik und Deutsch. Sie pendelt zwischen den Städten, um beiden Anforderungen gerecht werden zu können. „Ich muss nicht jobben, um mein Leben finanzieren zu können – aber zu mehr, als während eines Studiums klar zu kommen, reicht es eben nicht“, gewährt sie einen Blick den Sportalltag. Mit, wie sie selbst sagt, „alten Internatlerinnen“ pflegt sie regelmäßig den Kontakt. Zu Rebecca Schäperklaus (VC Wiesbaden), die in Mainz studiert, und Lea Adolph, die an der University of Utah in Salt Lake City/USA studiert und dem Sport nachgeht, hat sie nach wie vor einen guten Draht.
Vergleichsweise frisch sind die US-Eindrücke von Alica Kandler (18), die es per Sportstipendium vor einem halben Jahr an das Daytona State College in Florida verschlug. Und die regelrecht begeistert ist von Umfeld und Möglichkeiten. „Es passt alles bestens. Ich habe schon verlängert und kann mir vorstellen, mehr als zwei Jahre zu bleiben“, erzählte sie gerne. Im Collegeteam, das alleine in der Normalrunde binnen zweieinhalb Monaten 36 Spiele absolvierte, avancierte sie zur Hauptangreiferin. Und wurde US-weit zu den besten 24 Akteurinnen gewählt. „Wir spielen auf gutem Zweitliga-Niveau“, vergleicht sie. Studientechnisch hat sich Alica für den Bereich der Forensik entschieden – und zunächst gegen die Aufnahme eines Medizinstudiums in Deutschland.
Dem ambitionierten Sport den Rücken gekehrt hat Ex-Leichtathlet Julien McLeod. Der einst als Hürdensprinter und Mehrkämpfer geforderte 20-Jährige räumt der Ausbildung beim Versicherungskonzern LVM Priorität ein. „Ich sage offen, dass mit der Ansporn fehlte, um weiterzumachen. Aber ich denke gerne an die Zeit zurück, auch im Internat habe ich mich sehr wohl gefühlt.“
Azubi Michael Elsing (Foto links), einst Junioren-Bundesligafußballer des SC Preußen und im Februar 2010 erster junger Mann überhaupt im Internat, büffelt sich gerade den Bankkaufmann-Prüfungen entgegen. Am Ball ist er noch für Bezirksligist Westfalia Gemen. „Ich habe es in der Oberliga probiert und ständig Rückschläge durch Verletzungen erlitten. Mit dem aktuellen Team macht mir der Sport wieder Spaß. Das ist für mich jetzt die Hauptsache.“
Marcel Lopez-Wismer, ebenfalls ehemaliger Bundesliga-Nachwuchsspieler des SCP, fand zurück nach Münster und nahm ein Lehramtsstudium (Sport und Spanisch) an der WWU auf. Beim Westfalenligisten TuS Hiltrup regelt er die Dinge in der Abwehr. In Paderborn und beim FSV Frankfurt war er zuvor nahe dran am Profisport, aber auch ihn zwangen Verletzungen dazu, „dem Traum nicht mehr länger nachhängen zu wollen.“ Unglücklich ist er deshalb nicht.